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Fassanstich in Sinntal - Fotos: Walter Dörr

SINNTAL 1.111 Jahre Weiperz

Elf Jahre nach dem großen Jubiläum wurde ein Dorffest gefeiert

20.08.18 - Das weithin als Musikdorf bekannte Weiperz liegt idyllisch zwischen Schwarzeweiher, Schößbach und Bergacker. So beschrieb 2007 der damalige Ortsvorsteher Otto Kraft die geografische Lage der Sinntalgemeinde. Weiperz feierte vor elf Jahren sein 1.100-jähriges Jubiläum mit einem Jahrhundertfest. Unvergessen sind die mit viel Liebe gestalteten Jubiläumstage, die Tausende Besucher in das kleine 560-Seelen-Dorf lockten.

Helmut Kraft hat in Zusammenarbeit mit Josef Kreß aus Anlass des 1.100-jährigen die Geschichte im Auftrag des Ortsbeirates dokumentiert. Auf 180 Großformat-Seiten ist vieles jetzt nieder geschrieben und für die nachfolgenden Generationen greifbar. Die Geschichtsschreiber fanden heraus, dass der erste Bürger den Namen „Wigeperaht” oder „Wigbraht” trug, was heute Wigbert wäre, und was so viel wie „glänzender Kämpfer” heißt. Weiperz sieht sein Jubiläum in einer Urkunde vom 19. März 907 begründet. Der letzte ostfränkische Karolinger Ludwig IV., der von 900 bis 911 König war, genehmigte darin den Tausch der Dörfer Kizicha (Kinzig), Pruninges  (Breunings), Gronhaa (Altengronau) und Wigbrahtes (Weiperz) vom Kloster Echternach an das Kloster Fulda.

Hermann Tilp übersetzte die erste Urkunde, die sich im Staatarchiv Marburg befindet. „Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit, Ludwig durch Gottes Gnade König. Wir wünschen, dass der gesamten christlichen Religionsgemeinschaft bekannt wird, dass Huoki, der Abt des ehrwürdigen Klosters, das Echternach heißt und zu Ehren des heiligen Willibrod gebaut wurde, auf Vermittlung unserer Getreuen, nämlich der ehr würdigen Bischöfe Hatto, Erchanbald, Rudolf und Tuto, sowie der Grafen Gebhard, Luipold, Burkard, Egino, Liufred, Tring und Cunpold, um unsere Gunst gebeten haben, dass wir zum Zwecke der kürzeren Wege an beiden Plätzen einen Austausch zwischen den genannten Klöstern durch unsere Genehmigung herbei fügen mögen, und dieses durch unsere königliche Urkunde bekräftigen. Das Zeichen des Herrn Ludwig (MF) des ehrwürdigen Königs. Ich Ernst Kanzler bestätige dies in Vertretung des Erzkaplan Dietmar und s. Gegeben am 19. März, im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 907, im achten Regierungsjahr des Königs Ludwig, im zehnten Jahr der Indiction. Getätigt an dem Ort, der Furto heißt, in Gottes Namen, Glück und Segen. Amen.”

In der Weiperzer Chronik sind natürlich die Christianisierung und kirchliche Zugehörigkeit erläutert, außerdem sind viele Passagen der Schulchronik wiedergegeben. Umfassend sind aus dem Grundbuch von 1714 die Besitzverhältnisse in die ältesten vorhandenen Lagepläne aus dem Jahr 1722 übertragen und auch vergessene Flurnamen vermerkt worden. Die bunten Drucke hat Norbert Griebel von Griebel-Druckdienstleistungen in  Schlüchtern fachmännisch in die Chronik eingearbeitet. Dörfliches Brauchtum, bedeutende Ereignisse (Überschwemmungen) und natürlich die örtlichen Vereine werden in der Chronik-Edition in Text und Bildern vorgestellt. Ein Höhepunkt des Jubiläums, der noch in aller Munde ist, ist der stehende Festzug. Eine vergangene Zeit wurde darin lebendig. Ob es die Spinnstube war mit kostbaren Accessoires und Trachten, oder das unbeschwerte Leben der 50er Jahre, das schwere Leben der Bauern und Holzfäller - von der  Handarbeit bis zur Motorsäge -, die Techniken des Besenbinders, Korbmachers, Nagelschmieds, das handwerkliche Können von Dachdeckern, Maurern, Schlossern, Spenglern, Schreinern, Zimmerern, Klempnern und Optikern wurden eindrucksvoll demonstriert. Selbst die Wilden aus dem Bernhardswald zeigten, wie die ersten Weiperzer im Jahr 907 in ihren Behausungen und welchen Essgewohnheiten lebten.

Alte landwirtschaftliche Geräte und Machinen und kostbare Klöppelarbeiten der Sudetendeutschen fanden Bewunderung, lautstark verkündete von „Ortsdiener” Rainer Kraft mit Dorfschelle. Nach dem Jahrtausendereignis kam bald die Idee auf, die „Schnapszahl“ 1.111 Jahre wieder zu feiern. Weiperz ist ja als besonders feierfröhlich bekannt. Und so taten sich der Ortsbeirat mit Ortsvorsteherin Margot Klement an der Spitze mit den örtlichen Vereinen zusammen und organisierten das 1.111-jährige – diesmal viel kleiner als Dorffest am Dorfgemeinschaftshaus (ehemaliger Schulhof) für die Bürger. Bei Kaiserwetter nahm Ortsvorsteherin Klement den Bieranstich vor. Schon da lief das Bier in Strömen – unbeabsichtigt, denn mit welcher Wucht sie auch auf den Hahn einschlug, er wollt nicht in das Holzfass rein. So spritzte viel Gerstensaft „ungenutzt“ auf den Boden.

Mit vereinten (männlichen) Kräften gelang es dann doch, den Zapfhahn in die Öffnung zu treiben und der Ausschank des ersten Freibierfässchens konnte beginnen. „O zapt is“ verkündete sichtlich erleichtert nach getaner Tat die Ortsvorsteherin. Gesellig beisammen verbrachten zahlreiche Bürger einen schönen Sommerabend. Am Sonntag feierte man zunächst mit Pfarrer Werner Pfundstein einen Festgottesdienst. Die dabei eingenommene Kollekte ist für die Renovierung der Kirchenorgel bestimmt. Zur Unterhaltung der Besucher sangen und spielten die vier musischen Vereine des Dorfes und für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Im Dorfgemeinschaftshaus hatten Weiperzer Bürger Bildcollagen vom „kleinen Jubiläum“ 1.100 Jahre Weiperz zusammengestellt und im Feuerwehrgerätehaus liefen Videoaufzeichnungen vom Jubiläum. Genau wie „333 bei Issus Keilerei“ eine historische Jahreszahl ist, wird das Jubiläum „viermal eins“ in der Geschichte von Weiperz erhalten bleiben. (Walter Dörr) +++


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