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Joe Bausch und Impressionen vom Sonntagabend ... - Fotos: Erich Gutberlet

FULDA Blues, Blut und Brennöfen

Keine Lesung, sondern Bonusmaterial: „Tatort"-Pathologe Joe Bausch begeistert

25.03.19 - Vergessen wir für einen Moment, dass der „Tatort Fulda“ ja eigentlich als Lesereihe konzipiert ist. Eigentlich, denn von einer Lesung konnte am Sonntagabend im Familienunternehmen Hilpert, das sich auf Keramiköfen sowie Spa- und Wellness-Bereiche spezialisiert hat, kaum die Rede sein. Vielmehr rezitierte Joe Bausch aus seinem neuen Buch „Gangsterblues“ gerademal einige wenige Sätze, um ansonsten ohne Punkt und Komma aus seinem spannenden Berufsleben zu erzählen. „Ich kann alles, nur nicht ,kurz‘“, beschrieb er diese seine Methode. Oder noch besser: „Man muss den Leuten bei einer Lesung doch auch Bonusmaterial liefern.“ Und diese genossen es, waren gebannt, gespannt und entzückt.

Die Location hätte atmosphärischer kaum sein können. Die bestens aufgelegte Belegschaft hatte sich im Gangsterlook gekleidet und führte die Zuschauer durch kleine, verwinkelte Gänge in eine schummrig beleuchtete Produktionshalle mit Brennöfen und Lagerregalen. Firmenchef Helmut Hilpert sagte zur Begrüßung: „So voll war diese Halle noch nie.“ Und er verwies auf den Notausgang: „Sollte es Ihnen denn heute Abend vor Spannung zu heiß werden.“ Auf einer Empore saß das Gießener Trio „Bluesdoctor“ (Keyboard, Gitarre und Blues-Harp), das den Event kongenial begleitete.

Firmenchef Helmut Hilpert

Dann betrat Joe Bausch, Jahrgang 1953, das Podium, der seit über dreißig Jahren als Regierungsmedizinaldirektor in der Justizvollzugsanstalt Werl arbeitet – da, wo die ganz harten „Knackis“ im Hochsicherheitstrakt untergebracht sind – und der einem Millionenpublikum als Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth im Kölner Tatort bekannt ist. 

Unbenommen: Dieser kernige Glatzkopf mit Schnauzbart würde mit seinem Charisma vermutlich auch die Royal-Albert-Hall in London ausfüllen – von einer Produktionshalle im Fuldaer Industriegebiet West wollen wir gar nicht reden. RAF-Terroristen der zweiten Generation und uralte KZ-Nazis hatte er im Knast als Patienten, und er stellte fest: „Ich war irgendwie immer am Puls der Zeit.“ Also erzählte er aus seinem Leben, und die niedlichste Anekdote war noch die, als er als Limburger Minestrant per Bus nach Fulda verfrachtet wurde, um im Dom eine Kerze anzustecken.

Alles andere Erzählte waren „Harte Geschichten“, so auch der Untertitel seines neuen Buches. Um der Chronistenpflicht Genüge zu tun, hier der Klappentext des Ullstein-Verlags: „Sie sind Mörder, Dealer, notorische Betrüger, Vergewaltiger oder haben schwere Raubüberfälle begangen. Und sie alle wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt. Im Knast haben sie viel Zeit, um sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen – und irgendwann wollen sie reden: der psychopathische Serienmörder über eine eiskalte Entführung, die beiden Halbbrüder über einen fast perfekten Mord, oder der Rettungssanitäter über den Zufall, der ihn zum Verbrecher machte – mit verheerenden Folgen. Sie alle vertrauen sich Joe Bausch an und lassen ihn tief in den Abgrund ihrer Seele blicken. Die besten dieser Geschichten hat er hier aufgeschrieben. Wahre Geschichten, die unter die Haut gehen.“ – Ui! Morgen kauf ich mir das Buch. (Matthias Witzel) +++


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