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Buchvorstellung im RegioPoint Fulda: Marco Boche (l.) mit der Jungautorin Luna Helmer (r.) - Fotos: Henrik Schmitt

FULDA Luna Helmer liest im RegioPoint

Eintauchen in neue Welten: Buchvorstellung "Of Blood and Poison"

30.04.22 - Stilsicher im Gothic Girlie Look, dem die zarttürkisfarbenen Haare einen ganz eigenen Touch verliehen, trat Luna Helmer im Regio Point mit ihrem soeben erschienenen Erstlingswerk "Of Blood and Poison" zu ihrer allerersten Buchlesung an. Und machte sich damit gleichzeitig ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk, denn am 30. April wird sie 20 Jahre alt. Was könnte es Schöneres geben, als sein erstes Buch vor gewogenem Publikum vorzustellen?

Eine dunkle Geschichte in der Ober- und Unterwelt

Auch für Marco Boche, den Chef des RegioPoint, erfüllte sich an diesem Abend ein lang gehegter Traum. "Am 20. März 2020 haben wir hier eröffnet, um genau so etwas zu tun – regionalen Künstlern und Produkten eine Bühne bieten vor Life Publikum. Und heute endlich findet die erste Lesung statt!" Der RegioPoint hatte liebevoll und stilecht dekoriert – mit Kerzen, roten Tüchern, schwarzen Rosen, und hellblauen Totenkopf-Kerzen – und wer probieren oder kaufen wollte, konnte das selbstverständlich auch.

Luna Helmer ist 20 Jahre alt

Im Interview mit Jutta Hamberger (r.)

Ungefähr eine Stunde las Luna Helmer aus ihrem Roman vor, der in seiner ganz eigenen Welt spielt. Eigentlich sogar in zwei, denn es gibt die menschliche Oberwelt Ashari und die dämonische Unterwelt Neterya. Wie schon in der griechischen Mythologie bleibt das Mit- und Gegeneinander dieser Welten und ihrer Bewohner nicht ohne Konflikte. Und nach antikem Vorbild genauso wie genretypisch müssen die beiden Helden, das Geschwisterpaar Iska und Derryk, jeweils ihre eigene Entwicklungsreise antreten und dabei schwere Aufgaben bestehen. Das geht nicht ohne Schmerzen und Leid, ohne Tod und Angst. Die beiden werden früh im Roman getrennt – Iska als Halbteuflin sucht Antworten auf ihre Fragen in Neterya, Derryk tritt der ritterlichen Garde in der Hauptstadt der Oberwelt bei. Beide finden Verbündete und Freunde, treffen aber immer wieder auch auf Gegner. Eine sehr starke Persönlichkeit ist Skee, ein Mischwesen aus Dämon und Wächter, das die Gestalt einer Katze annehmen kann und Iska in der Unterwelt unterstützt. "Das ist meine Lieblingsfigur", verrät Luna Helmer, "es hat mir besonders viel Spaß gemacht, ihre Szenen zu schreiben."

Die stolzen Eltern von Luna: Feuerwehrchef Thomas Helmer und seine Ehefrau ...

Man tut, was man tun muss

"Man tut, was man tun muss", eröffnete Luna Helmer ihre Lesung und erzählte, wie sie schon in der 9. Klasse – angeregt von drei Bildern auf Pinterest – die Hauptcharaktere ihres Buchs gefunden habe. "Aber es hat dann doch drei Jahre gedauert, bis ich so richtig mit dem Schreiben begonnen habe."

"Beim Schreiben bin ich immer wieder verzweifelt", verrät sie mir in unserem kurzen Gespräch vor der Lesung. "Allein den Anfang habe ich drei- oder viermal neu geschrieben. Es war anstrengend, und ich muss gestehen, ich habe das total unterschätzt." Ich will wissen, was sie aufgegeben habe, um die Zeit zum Schreiben zu haben. Da grinst sie, ein wenig frech, ein wenig schüchtern, und antwortet: "Die Schule!" Sie habe statt viel Zeit in die Abi-

Vorbereitung lieber viel Zeit in ihr Projekt gesteckt, was sicher nicht alle Lehrer am Marianum toll gefunden hätten. Auch ihr Hobby Kampfsport – sie macht Karate und Jiu Chung – habe sie hintangestellt. Mich beeindrucken ihre Beharrlichkeit und Entschlossenheit sehr.

Luna Helmer ist eine erfahrene Fantasy- und Manga-Leserin, das zeigt ein Blick auf ihr Buchregal, das sie bei Instagram zeigt. "Ich kann nichts anderes lesen. Ich habe es versucht, aber ich finde alles andere so vorhersehbar und langweilig. Ich mag lieber das lesen, was wir nicht sowieso schon haben", erklärt sie mir. Hat sie Vorbilder, will ich von ihr wissen. Hat sie, sie nennt u.a. Jay Christoff und Leigh Badurgo.

Hat sie das gesamte Setting und Storytelling schon im Kopf gehabt, als sie zu schreiben begann? Luna Helmer schüttelt den Kopf und erklärt, dass sie eher zum Pantser- als zum Plotter-Autorentyp gehöre. Sie arbeite nicht erst die Storyline aus, sondern gebe der Geschichte und den Charakteren den Raum, sich im Schreiben zu entwickeln. Die Dinge frei laufen lassen, der Imagination folgen, das sei ihre Art. So habe sie auch erst, als ca. 70 Prozent des Romans fertig waren, gewusst, dass "Of Blood and Poison" Teil 1 einer Trilogie sei. Zur Ergänzung sei hinzugefügt, dass die sog. Plotter zuerst die Storyline und die Struktur ihrer Geschichte entwickeln, bevor sie zu schreiben beginnen. Wobei ich diese strikte Trennung für arg theoretisch halte, bei fast allen Autoren mischt sich das.

Eine junge Autorin mit Potential

Ein kleiner Exkurs zum Abschluss. 1997 erschien in Dänemark der Roman "Alfabethuset", mit der deutschen Ausgabe dauerte es bis zum Jahr 2012. Sein Autor ist Jussi Adler Olsen. Ah!, höre ich Sie sagen, der! Genau, der. Seit "Kvinden in buret" (Erbarmen) 2007, "Fasandræberne" (Schändung) 2008 und "Flaskepost fra" (Erlösung) 2009 ist er ein Stammgast auf internationalen Bestsellerlisten. "Das Alphabethaus", sein Erstlingswerk, erschien auf Deutsch also erst, als der Autor bereits eine große Nummer war. Genau deshalb fand ich es so interessant, diesen Roman zu lesen, denn er erlaubt es, Olsen quasi in seiner Schreib-Kinderstube zu besuchen. Ich fand das sehr erhellend. Schon in seinem ersten Buch ist erkennbar, was später den Thriller-Autor Olsen ausmachen wird – aber: Das Handwerkszeug beherrscht er noch nicht ganz, der Plot twistete zu stark, manches war noch zu kompliziert und zu gewollt. In "Erbarmen" ist sein Schreibstil zur Meisterschaft gereift, und man klebt man von der ersten bis zur letzten Seite fest.

Für "Of Blood and Poison” gilt Ähnliches. Luna Helmer hat erkennbar Talent und Lust aufs Schreiben, und sie hat mit der Fantasy auch schon ihr Genre gefunden. Deshalb macht auch ihr Erstling schon viel Freude beim Lesen. Aber: Schreiben ist learning by doing, das heißt, zu verbessern gibt es immer etwas. Ich ticke, was das Schreiben angeht, sehr angelsächsisch – für mich ist das Handwerk, und das kann man a) lernen und b) trainieren. Also schreiben, wegwerfen, neu schreiben, überarbeiten – von den Meistern ihres Fachs lernen, z.B. in Schreibwerkstätten, sich immer wieder dem Publikum und seinen Reaktionen aussetzen, und entsprechend optimieren. Das ist anstrengend, keine Frage, am Ende aber belohnend. Besonders für uns Leser!

Luna Helmer entwickelt gute Szenen und Charaktere und hat ihre Welten im Griff. Sie schreibt so, dass man alles genau vor sich sieht – das ist aber auch ein wenig das stilistische Problem: zu viele Beschreibungen, die den Drive der Handlung immer wieder aufhalten. Dann fällt die gerade aufgebaute Spannung immer wieder ab. Helfen würde auch, rigoros den Kampf gegen die Adjektive aufzunehmen. In der Regel kann man problemlos 50-60 Prozent einfach rauslöschen, ohne der Substanz des Textes etwas zu nehmen. Denn Adjektive in Texten sind wie Tüdelkram auf Tischen oder in Regalen – interessant nur dann, wenn mit Maß eingesetzt.

Wie geht es nach diesem Buch weiter? "Ich schreibe bereits am zweiten Teil, denn das wird eine Trilogie", verrät sie mir. Wenn alles gut läuft, erscheint Teil 2 Anfang 2023 – ebenfalls wieder bei BoD. Schon für "Of Blood and Poison" hatte Luna Helmer sie sich professionelle Unterstützung geholt – sowohl für das Lektorat als auch für die Umschlaggestaltung. Mir nötigt dieser Schritt große Hochachtung ab, er ist nicht so selbstverständlich, wie man denken könnte. Tun Sie Luna Helmer etwas Gutes und kaufen Sie ihr Buch, schreiben Sie Rezensionen überall da, wo man das tun kann, und erzählen Sie Ihren Freunden von Fuldas neuer, aufregender Autorin, auf deren Bücher- und Lebensweg wir sehr gespannt sein können. (Jutta Hamberger) +++

Informationen über Luna Helmer und ihr Buch

"Of Blood and Poison" erhalten Sie online überall, wo es Bücher gibt, bei Amazon, Apple Books und Books on Demand, aber auch dem Online-Shop von Thalia. Im Fuldaer Buchhandel erhalten Sie auch die Printversion von "Of Blood and Poison". Bestellen können Sie das Buch in jeder Buchhandlung, bitte beachten Sie dabei aber: da das Buch "on demand", also erst bei Bestellung, gedruckt wird, sind die Lieferfristen länger, als Sie das aus dem Buchhandel gewohnt sind.

Das Buch hat einen Umfang von 445 Seiten, davon sind ca. 20 Seiten ein kleiner Anhang mit Infos über die sog. alte Sprache und Magieformen. Das Buch sieht genretypisch dick aus, ist aber recht locker gesetzt, alles in allem käme man bei normalem Durchschuss eher auf 320 Seiten. Heißt, das schafft man gut weg an einem Abend.

Auf Instagram finden Sie Luna Helmer unter lunah.autorin.

Sophie Jenke hat den Titel lektoriert: https://lektorat-weltenbau.de/

Das Cover gestaltete Alexander Kopainski (26), https://kopainski.com/album/portfolio/ , der schon viele Preise für die Covergestaltung im Bereich Fantasy eingeheimst hat. 

Und Luna Helmer? Die finden Sie aktuell noch bei Antonius, wo sie ihr FSJ beendet, am 1. Juli 2022 beginnt sie in der Fuldaer Rathausbuchhandlung eine Ausbildung zur Buchhändlerin.


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