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Wilhelm Hartmann aus Fulda darf im Ahrtal nicht mehr helfen - Fotos: Nina Bastian

BAD NEUENAHR "Die Menschen brauchen weiterhin Hilfe!"

Willi Hartmann und sein Fluthelfer-Team müssen abreisen

11.08.22 - 134 Menschen kamen in der Flut ums Leben, und noch immer gibt es zwei Vermisste. Die Ahrtal-Tragödie hat ganz Deutschland schockiert. Sofort kamen zahlreiche Helfer, um mit anzupacken. Eine Welle der Solidarität - und das wiederum berührte ganz Deutschland. Ein Jahr später müssen die Helfer abreisen. Sie werden von der Politik nicht mehr geduldet. Für Helfer, Spender und Betroffene ein Unding. 

"Vor Ort ist noch lange kein Alltag eingekehrt. Es wird nie wieder so, wie es einmal war", berichtet Wilhelm Hartmann. Er war einer der Ersten, der sofort handelte und mit seinem Team aus der Gärtnerei Hartmann aus Fulda ins zerstörte Ahrtal fuhr. Bis heute ist er regelmäßig dort. Doch die Stimmung ist seit dem 31. Juli eine andere. "In einer Kreistagssitzung wurde beschlossen, dass wir unsere Zelte abbauen müssen." Für ihn ist diese Entscheidung - "mehrere schon seit Monaten funktionierende, durch Freiwillige gegründete Hilfsprojekte zu beenden" - unverständlich. Als "Nichtahrtaler" wurde ihm durch die Landrätin Cornelia Weigand sogar das Wort in der öffentlichen Sitzung vor allen Anwesenden verboten.

Rückbau des Baustoffzeltes Foto: Facebook/Sei ein Hartmann

Enttäuscht & fassungslos über die unmenschliche Entscheidung

Hier wurde am 31. Juli 2022 vom Baustoffzelt Kaiser 2.0 & WilhelmsHAFEN 2.0 Abschied ...

Zurück auf Anfang

Seit dem 15. Juli 2021 ist Willi Hartmann vor Ort. Er organisiert und bündelt die vielen Hilfsangebote von Privatpersonen und Firmen. Sein Handy ist sein wichtigstes Werkzeug - von Beginn an. Auch während des Interviews bei OSTHESSEN|NEWS gingen Anrufe und Nachrichten per Messenger ein - er ist und bleibt einfach Ansprechpartner Nummer eins. 

"Am 31. Mai 2022 wurde in einem Beschluss des Kreistages Ahrweiler das Ende eingeläutet", erzählt der 49-jährige Fuldaer. "Wir haben alle nicht damit gerechnet." Ab dem 1. Juni dürfen keine Spenden mehr im Baustoffzelt Kaiser 2.0 angenommen werden. "Dabei stehen noch immer täglich Menschen mit Baustoffspenden vor der Tür." Laut eigener Aussage konnte man darüber einen Baustoffspendenwert von über sieben Millionen Euro erzielen. 

Neuester Beschluss

Nach dem Kreistagsbeschluss hieß es zumindest für das Baustoffzelt Abbau. Von dem angrenzenden Containerdorf mit 108 Schlafplätzen für Helfer, welches Hartmann aufgebaut hatte, sprach bis dahin niemand. "Für mich war die Weiternutzung der Grundstücke in Ringen der Gemeinde Grafschaft nicht durch den Beschluss verboten worden." Er nahm Kontakt zum dortigen Bürgermeister auf. Achim Juchem (CDU) sprach von einer Abstimmung in der Gemeindevertretersitzung. "Also haben wir die Fraktionsvorsitzenden vorab zu einer Ortsbegehung eingeladen. Erschienen ist niemand." Am 23. Juni stimmte der Gemeinderat von Ringen gegen die Weiternutzung des Containerdorfes.

Unterschrieben von Franz-Walter Steinmeier

"Die wenigstens Personen sprechen mit mir direkt"

Aus Sicht der zuständigen politischen Gremien seien die Betriebskosten zu hoch, der Nutzen zu gering. Der Bedarf sei nicht mehr vorhanden. Zudem wolle man die heimische Wirtschaft stärken. "Wir haben einen sicheren Kosten-Nutzen-Faktor und die Rückmeldungen der Betroffenen sprechen Bände", erklärt der Fuldaer Gärtner. 

Ausblick

Seit der Flut wurden gerade einmal fünf Prozent der Wohngebäude wieder hergerichtet. "Daran sieht man, wie langsam alles vonstatten geht." Man sei derzeit mit dem Innenausbau beschäftigt. Außerdem müsse noch immer viel aufgeräumt sowie Gärten und Außenanlagen aufgebaut werden. "In zehn Jahren wird das Ahrtal wieder aufblühen", ist sich Hartmann sicher. Doch bis dahin? "Bitte lassen Sie ihre Spenden auf Lager, bis wir eine Lösung gefunden haben", appelliert der Fluthelfer an alle. Aufgeben sei keine Option.

Man habe nach der Flut immer noch Menschenleben gerettet - durch das Helfer-Netzwerk - und einzig und alleine das zähle. (nb) +++

Die "mobile Leitstelle" Wilhelm Hartmann berichtet aus dem Krisengebiet

Ein Geschenk von Flutopfern


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