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Dass Einsatzkräfte des Rettungsdienstes beleidigt und tätlich angegriffen werden, ist keine Ausnahmesituation, sondern zunehmend im Gegensatz zu anderslautenden Berichten festzustellen. - Symbolfoto: O|N

REGION Professor Dr. Sefrin zur DRK-Studie

Gewalt gegen Rettungskräfte: Zunahme nicht auf Silvester beschränkt

16.01.23 - Nach den Ereignissen in Silvesternacht wird das Thema Gewalt gegen Rettungskräfte vornehmlich auf dieses spezielle Ereignis fokussiert. Dass Einsatzkräfte des Rettungsdienstes beleidigt und tätlich angegriffen werden, ist keine Ausnahmesituation, sondern zunehmend im Gegensatz zu anderslautenden Berichten festzustellen. Dies beweist die Studie des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aus 2021, betont der Autor der Studie Prof. Peter Sefrin (Würzburg).

Prof. Peter Sefrin aus Würzburg Foto: Peter Sefrin

Befragt wurden Rettungskräfte vornehmlich aus drei Landesverbänden des DRK mittels Fragebogen (n=425) über ihre persönlichen Erfahrungen. Unterschieden wurden verbale und körperliche Übergriffe. Bei 44 Prozent der Betroffenen ereigneten sich verbale Übergriffe 1- 2 Mal/Monat, bei 12,5 Prozent 1-2 Mal/Woche. Körperliche Übergriffe waren dagegen seltener, bei 83,8 Prozent weniger als 1 – 2 Mal/Monat und nur bei 0,9 Prozent 1- 2 Mal/Woche. Generell wird einvernehmlich von einer Zunahme der Übergriffe in den zurückliegenden Jahren berichtet. Das Bundeskriminalamt zeigte bei den einfachen Körperverletzungsdelikten bei Mitarbeitern des Rettungsdienstes in der Zeit von 2012 – 2017 eine Zunahme bei sehr großen Dunkelziffern um 57 Prozent.

Alkohol und Drogen im Spiel

Die zugrunde liegende Aggressivität ist nicht nur in den Großstädten (21,9 Prozent), sondern auch in ländlichen Regionen (16,9 Prozent) feststellbar. Am häufigsten sind die Übergriffe in mittleren und Kleinstädte (73,9 Prozent). Jeder zweite Übergriff stammt von - vor allem männlichen (81,2 Prozent) - Jugendlichen (49,6 Prozent), wobei häufig Alkohol und Drogen häufig im Spiel waren. Die Aggression wurde nicht nur am Personal ausgelassen, sondern auch an den Rettungsfahrzeugen, wobei Material beschädigt oder sogar gestohlen wurde.

Die Gewalt richtet sich nicht nur, wie die Silvester-Aktivitäten gezeigt haben, gegen Rettungskräfte, sondern auch gegen Polizei und Feuerwehr als öffentliche Amts- und Mandatsträger, zu denen auch der Rettungsdienst gezählt wird. Die fehlende Akzeptanz beruht teilweise auf Unkenntnis des Rettungssystems und subsummiert dieses unter die Blaulichtorganisationen. Die strafrechtlichen Folgen (§§ 113/114) trotz der Verschärfung bis hin zu möglichen Freiheitsstrafen ist bisher nicht abschreckend. Die Täter verstecken sich in der Anonymität.

Neben einer konsequenten strafrechtlichen Verfolgung der Täter besteht von Seiten des Rettungspersonals der Wunsch nach einer besseren Absicherung und Fortbildung für diese Sondersituation. Die Zusammenarbeit mit der Polizei muss intensiviert werden. Die derzeitige Situation im Hinblick auf das Problem der Gewalt im Rettungsdienst ist auch kontraproduktiv für die Gewinnung von Freiwilligen, auf die der Rettungsdienst nach wie vor angewiesen ist. Hauptamtliche Rettungskräfte sind zunehmend frustriert und wechseln den Arbeitsplatz. Es ist nicht akzeptabel, es als gegeben hinzunehmen, dass Helfer im Rettungseinsatz beleidigt oder tätlich angegriffen werden, auch wenn im Hinblick auf die Gesamtzahl der Einsätze dieses Verhalten noch relativ selten ist. (pm) +++

* Sefrin P, Händlmeyer A, Stadler Th, Kast W –Erfahrungen zur Gewalt gegen Rettungskräfte – aus der Sicht des DRK. Notarzt 2021; 37: S 1 – S 19. DOI 10.1055/a- 1310-6763


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