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Martin Heun, seit 2013 Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda GmbH. - Fotos: Hendrik Urbin

FULDA Gespräch mit Martin Heun (RhönEnergie)

"Vielen politischen Projekten mangelt es an der praktischen Umsetzbarkeit"

16.03.23 - Ein O|N-Gespräch mit Martin Heun, seit 2013 Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda GmbH, ist gerade in diesen Tagen ein höchst spannendes Unterfangen. Insbesondere dann, wenn solche Themen wie der Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf den Tisch kommen, den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024 zu verbieten. 

Doch gilt es zunächst eine - auf den ersten Blick - positive Entwicklung zu besprechen:  Aktuellen Daten zufolge wird die deutsche Wirtschaft in diesem Winter viel weniger Erdgas verbrauchen als befürchtet. Einen großen Anteil daran habe das milde Wetter, das zwischen November und Februar geherrscht habe, so Heun. Hinzu kamen die gute Sonnenlage, die den PV-Strom begünstigt habe sowie die sehr guten Windverhältnisse im Januar und Februar.
 
Erst an zweiter Stelle könne man das veränderte Verbraucherverhalten beziehungsweise die Einsparbemühungen nennen. Anders wäre es ausgegangen, wenn über einen längeren Zeitraum Minustemperaturen geherrscht hätten. Im vergangenen Jahr waren die Gasspeicher immerhin nur noch zu 25 Prozent gefüllt gewesen.

Energie einsparen: "Das Gebot der Stunde"

Allerdings seien damit die Sparziele, welche die Bundesnetzagentur im Vorfeld ausgegeben hatte, gescheitert: "Das ausgegebene Ziel von 20 Prozent haben wir gerissen, das wurde zum großen Teil durch die milde Witterung erzielt". Dass deswegen noch eine ganze Menge Überzeugungsarbeit geleistet werden muss, um den Bürgern aufzuzeigen, wie wichtig ein vernünftiges Haushalten mit Energie ist - daran lässt Heun keinen Zweifel. "Wir bieten hier Hilfestellungen an, um energieeffizienter zu werden. Energie einsparen, ist und bleibt das Gebot der Stunde." 

Im Gespräch mit O|N-Redakteur Bertram Lenz.

Wie bewertet der RhönEnergie-Geschäftsführer eigentlich den bereits anfangs erwähnten Habeck-Vorschlag? Hier sprich Heun von einer Diskussion, deren Sinn er zwar verstehe, die aber in dieser Form ein "fatales Zeichen" setze. 

"Uns ist klar, dass das Thema fossiles Erdgas endlich ist, und wir haben, zum Beispiel mit Biomethan aus Reststoffen oder lokalen Nahwärmenetzen, schon vor vielen Jahren Neues ausprobiert. Wir erschließen heute keine Neubaugebiete mit Gas mehr, das rechnet sich schon seit geraumer Zeit nicht." So sehr er den Impuls hinter dem Vorhaben verstehe, sei der Vorstoß aus dem Wirtschaftsministerium wohl eher ein "Versuchsballon", um Reaktionen zu testen. Dies ziehe aber nun einen "Rattenschwanz" an Themen nach sich.

Die vorgebrachten Ziele entsprächen dabei nicht der Realität: Häuser ließen sich nicht schnell genug sanieren, Wärmepumpen herstellen und einbauen, um die Gasheizungen zu ersetzen. "Im Bestand ist die Situation komplex, für die wenigsten Altbauten sind Wärmepumpen nach heutigem Stand geeignet".

Weder die Energieversorger, noch die Heizungsbranche, noch die Endkunden seien aktuell für diesen großflächigen Umbau gerüstet: So gebe es immer noch eklatante Lieferschwierigkeiten beim Material. Die Hersteller würden mit Hochdruck auf Wärmepumpen umrüsten, aber die Lieferketten funktionierten noch nicht gut genug. Das Handwerk investiere zwar viel, um sich auf die Umstellung vorzubereiten, kämpfe jedoch bekanntermaßen mit einem gravierenden Fachkräftemangel – ein Thema, das auch die RhönEnergie betrifft. 

"Wir bieten das Thema Wärmepumpe und die Umrüstung ebenfalls an, suchen aber selbst Fachkräfte im technischen Bereich, zum Beispiel Anlagenmechaniker oder Elektriker." Nicht zuletzt bringe eine solche Umrüstung viele Privathaushalte an ihr finanzielles Limit, "das kann sehr schnell auch zu einer sozialen Schieflage führen", ergänzt Heun.  Die Kosten für technische Nachrüstungen oder komplette Umrüstung des Heizungssystems müssten sinnvoll abgefedert werden können.

Heun bilanziert: "Ich kann bei diesem Thema noch keine klare Linie erkennen, aber die brauchen wir, wenn die Energiewende gelingen soll und wir die Unabhängigkeit vom russischen Gas wirklich ernst nehmen." Der Gesetzgeber greife an einer Stelle in den Energiemarkt ein und berücksichtige nicht, wie komplex die Folgewirkungen seien: "Die Energiewirtschaft hat Schnittstellen in viele andere Bereiche und Rechtsgebiete. Ändert man an einer Stelle etwas, muss man auch die anderen Stellschrauben beachten." Die mangelnde, praktische Umsetzbarkeit vieler politischer Projekte bereite seiner Branche erhebliche Anstrengungen, etwa bei den Preisbremsen für Strom und Gas. "Die Versorger müssen sich um die Abwicklung kümmern, das bedeutet für uns einen immensen administrativen Aufwand."

Sehr erfolgreich im Kerngeschäft

In ihrem Kerngeschäft rund um Energie ist die RhönEnergie nach wie vor sehr erfolgreich, das freue ihn sehr, so Heun. Man sei sowohl Privatkunden als auch der Wirtschaft ein sehr guter Partner und gerade auch bei Neukunden erfolgreich. "Wir stellen uns den aktuellen Herausforderungen und schlagen uns gut dabei, das merken auch unsere Kundinnen und Kunden. Dabei gehen wir nach strukturiertem Fahrplan vor und bleiben verlässlich. In so unsicheren Zeiten wie diesen ist gerade das für viele Menschen wichtig." (Bertram Lenz) +++


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