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Mitreißender Auftritt: Wolfgang Niedecken. - Alle Fotos: Martin Engel

FULDA Ein Abend in der Orangerie

Der BAP-Mann und sein Idol: Niedecken interpretiert Dylan

27.03.23 - Die Corona-Pandemie hatte auch  für BAP-Gründer Wolfgang Niedecken markante Einschnitte zur Folge: Verzicht auf eine Tour zum Album "Alles fließt" (2020) sowie auf eine groß angelegte Feier zu seinem 70. Geburtstag in der Köln-Arena 2021. Der Sangespoet freilich sah die Widrigkeiten und die Tatsache, plötzlich sehr viel Zeit zu haben, als Herausforderung, um ein Buch über Bob Dylan zu schreiben. Sein großes Idol, denn Dylans Lieder hatten ihn einst bewogen, vom Maler zum Musiker zu werden.

Mike Herting: Kongenialer Partner von Niedeccken.

Voll gefüllt: Die Orangerie am Sonntagabend.

Niedecken- und 1. FC Köln-Fan Michael Brand (links) durfte ebenso wenig fehlen wie ...

Am Sonntagabend stellte der Kölner sein Buch "Wolfgang Niedecken über Bob Dylan" (erschienen im KiWi-Verlag) in der vollbesetzten Orangerie Fulda vor, rezitierte und sang weit über zwei Stunden lang Dylan-Songs sowohl im Original als auch in eingekölschten Versionen. Dabei kongenial begleitet von dem Pianisten Mike Herting. Über den hat Niedecken einmal gesagt: "Den kenne ich länger, als es BAP gibt", also mehr als 45 Jahre". Der liefert unter anderem eine herausragende einleitende Piano-Version von "One More Cup of Coffee", deren Flamenco-Rhythmus die Zuhörer zum Beben bringt. 

Worum geht es? Niedeckens Buch schildert seine Reise durch die USA, denn 2017 hatte sich der Barde für eine mehrteilige Arte-Doku auf die Spuren von Bob Dylan begeben. Verknüpft ist das mit Anekdoten und Geschichten über den Literatur-Nobelpreisträger, mit Erinnerungen an Begegnungen mit ihm oder seinen Weggefährten. Und natürlich auch darüber, wie sehr Dylan den musikalischen Werdegang des BAP-Gründers geprägt hat. Der Sangespoet beeinflusst Niedecken seit dessen Jugend, was dem einst sogar den Spitznamen "Kölscher Dylan" eingebracht hatte.

Dem Deutsch-Rocker gelingt der Spagat, den Abend sowohl amüsant als auch nachdenklich zu gestalten. Und er bringt seinen Zuhörern Dylan als einen Menschen nahe, der zeitlebens auf der Suche (nach dem Sinn des Da-Seins) ist und sich wohl auch deshalb seit Jahrzehnten auf seiner "Never-Ending-Tour" befindet. Und der immer neugierig darauf geblieben ist, was an der nächsten Ecke auf ihn wartet. Dazu gehört auch, dass der inzwischen 81-Jährige es niemals darauf angelegt hat, "Everybody's Darling" zu sein - was ihm gerade die Hochachtung und den Respekt vieler Zeitgenossen eingebracht hat.
 

Genüsslich sei daher eine Episode aus Niedeckens Buch kurz zitiert: "Ein Foto zeigt Dylan zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama während der Verleihung der Freiheitsmedaille. Obama wurde anschließend gefragt, ob er es in Ordnung befunden hätte, dass Dylan sich ihm gegenüber reserviert verhalten habe. Das sei vollkommen okay für ihn, er sei halt nur Präsident der Vereinigten Staaten, während sein Gegenüber Bob Dylan sei.  - Stimmt, so sieht's aus!"

Beim Konzertabend schwingt immer auch ein Hauch Sentimentalität mit; etwa dann, wenn Niedecken über seine Zeit als Zivildienstleistender in einem Seniorenheim der Kölner Südstadt erzählt und sein Lied über "Frau Hermanns" anlässlich deren 93. Geburtstag zum Besten gibt. "Forever Young" also!   

Der lange Abend jedenfalls vergeht wie im Fluge, zumal sowohl eingefleischte Dylan- als auch Niedecken-Fans in der Orangerie sind. Und das eine schließt das andere ja nun wirklich nicht aus! (Bertram Lenz) +++


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