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Hebamme Denise Finke rät Eltern dazu, bei der Erziehung ihres Kindes häufiger intuitiv zu handeln. - Fotos: Bensing & Reith

REGION Die neue Serie bei O|N (Teil 10)

Intuition und Selbstsicherheit helfen bei Erziehung von Kindern

01.06.23 - Bei der Erziehung eines Kindes sind sich Eltern häufig unsicher. Hebamme Denise Finke wird in ihrer Praxis "Hand aufs Herz" am Buttermarkt oft um Rat gebeten: Welche Werte sollten dem Kind vermittelt werden? Sollten die Großeltern bei der Erziehung einbezogen werden? Wie das gelingt und warum Eltern häufiger intuitiv handeln dürfen, erklärt Denise Finke im zehnten Teil der Hebammenserie, die regelmäßig auf OSTHESSEN|NEWS erscheint.

Schon vor der Geburt eines Kindes sollten Eltern sich über die Erziehung Gedanken machen. "Beide Elternteile sollten offen darüber reden, welche Werte ihnen selbst wichtig sind und welche sie dem Kind vermitteln wollen", sagt Denise Finke. Das sei auch Teil ihres Geburts- und Familienvorbereitungskurses. Hilfreich sei außerdem, mit den eigenen Eltern darüber zu sprechen, wie deren Kindheit war. "Dadurch können Verhaltensmuster oft besser nachvollzogen werden", sagt Finke.

Ob zum Beispiel die Großeltern in die Erziehung eines Kindes einbezogen werden sollten, könne nicht pauschal beantwortet werden. "Früher war das Standard", sagt Finke und bezieht sich dabei auch auf ihre eigene Kindheit. "Heute arbeiten Großeltern teilweise selbst noch oder wohnen weit weg." Die Fuldaer Hebamme beobachtet außerdem, dass sich Wertvorstellungen von Generation zu Generation unterscheiden und das Thema Erziehung deshalb Konfliktpotenzial birgt.

Ein Kind kann nicht genug Liebe erfahren.

Ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich Erziehungsmethoden von Generation zu Generation unterscheiden, sei die Frage, ob Eltern ihre Kinder schreien lassen sollten oder nicht. "Menschen aus der Nachkriegszeit würden vermutlich sagen, dass das Kind sich einfach mal ausheulen soll. Heute zeigen Forschungsergebnisse, dass das genau die falsche Vorgehensweise ist", sagt Finke. Säuglinge hätten demnach keine andere Möglichkeit, sich zu äußern. Sobald Kinder Wärme spüren und den Geruch der Eltern wahrnehmen, beruhigen sie sich. "Ein Kind kann nicht genug Liebe erfahren. Wenn es schreit, möchte es in die Arme geschlossen werden. Mutter oder Vater zeigen damit, dass sie da sind und das Bedürfnis des Kindes ernst nehmen", sagt Denise Finke.

Die Fuldaer Psychotherapeutin Jasmin Osinski

Generell sei es wichtig, bei der Erziehung eines Kindes auf die eigene Intuition zu hören. Das sagt auch Jasmin Osinski. Sie ist in Fulda Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, Mitgründerin der Initiative "sanft & stark" (Instagram: @sanft_und_stark) für female empowerment - insbesondere von Müttern - und selbst Mutter. Jasmin Osinski macht die Erfahrung, dass Eltern häufig diejenigen Werte und Normen an ihre Kinder weitergeben wollen, die sie selbst vermittelt bekommen haben. Erst, wenn sie diese hinterfragen und nach neuen Ansätzen suchen, komme die Verunsicherung. "Manchmal lassen wir uns auch durch soziale Medien verunsichern", sagt Osinski, "das ist normal. Trotz der verschiedenen Erziehungsstile, die wir im Internet finden, sollten wir vor allem auf unser Gefühl hören." 

Verantwortung liegt bei den Eltern

Jasmin Osinski betont, dass bei der Erziehung die Verantwortung bei den Eltern liegen sollte. Wenn sich Großeltern mit Ratschlägen einmischen, die die Eltern selbst nicht vertreten, "sollten sie offen in die Kommunikation gehen. Es ist wichtig, dass Großeltern die Rolle der Eltern als Entscheidungsträger respektieren und unterstützen." Sie empfiehlt: "Mütter und Väter sollten sich für Tipps von den Großeltern bedanken. Sie sollten aber immer das tun, was sie selbst für richtig halten."

Denise Finke geht noch einen Schritt weiter: "Ich sage gern, dass Eltern ihre Kinder nicht erziehen, sondern begleiten sollen. Kinder haben ab dem Zeitpunkt der Geburt ihren eigenen Charakter. Das ist nachgewiesen. Als Elternteil sollte man die Bedürfnisse des Kindes begleiten und nicht versuchen, dem Kind etwas aufzuzwingen." Vor allem aber sollten Eltern selbstbewusst sein und keine Angst vor Fehlern haben. Finke sagt: "Es gibt immer etwas, das Mütter und Väter falsch machen können. Die Frage ist nur, wie sie damit umgehen. Lösen sie das Problem einfach oder machen sie aus der Mücke einen Elefanten?"

Für alle werdenden und gewordenen Eltern und Großeltern, die sich beim Thema Erziehung ein wenig weiterbilden möchten, wird es bald einen Kurs in der Hebammenpraxis "Hand aufs Herz" geben. Vertreterinnen der Initiative "sanft & stark" werden theoretischen Input geben, wie Eltern und Großeltern Konflikten aus dem Weg gehen können. "Wir werden auch Raum für den Austausch von Erwartungen, Befürchtungen und Sorgen geben", sagt Jasmin Osinski. Alle Informationen zum Kurs sind unter www.handaufsherz-fulda.de zu finden. Abschließend sagt Denise Finke: "Bei der Erziehung eines Kindes können sich Eltern gern inspirieren lassen. Am Ende ist und bleibt es aber das eigene Kind, die eigene Familie und die eigene Entscheidung." (Paula Mainusch) +++

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