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Die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) bei einer Übung - Archivbild: O|N/Gerhard Manns

REGION Unbewachte Gewässer

O|N-Arzt Adrian Böhm erklärt die Gefahren in Badeseen und Flüssen

02.06.23 - Deutschlandweit hat das sonnige Pfingstwochenende leider zu tragischen Badeunfällen geführt. Bei herrlichem Wetter zieht es die Menschen zur Erfrischung an das Wasser. Oftmals findet man dabei auch Entspannung und Abkühlung an unbeaufsichtigten Gewässern wie Seen oder Flüssen.

Auch in Osthessen kamen zwei Jugendliche am Breitenbacher See bei Bebra ums Leben. Laut Augenzeugen sind sie von einem Boot aus ins Wasser gesprungen. Die Unglücksursache ist aber unklar. Die zuständigen Behörden haben ihre Ermittlungen aufgenommen.

Trotzdem ist es wichtig, auf die möglichen und vor allem unsichtbaren Gefahren hinzuweisen. OSTHESSEN|NEWS-Arzt Adrian Böhm erklärt nachfolgend die medizinischen Zusammenhänge und gibt Tipps, wie wir uns bei einem Notfall verhalten sollen:

Wasserschichtung und Strömungen können zur Gefahr werden

OSTHESSEN|NEWS-Arzt Adrian Böhm Archivbild: O|N

Die meisten Unfälle geschehen in Flüssen und Badeseen. Besonders Badestellen, die von Menschen als harmlos eingeschätzt werden, können gefährlich werden. In natürlichen Gewässern sinkt kühles Wasser nach unten. Direkt an der Oberfläche ist das Wasser angenehm warm. Kommt ein aufgewärmter Körper plötzlich in Kontakt mit sehr kaltem Wasser, können sich Gefäße reflexartig zusammenziehen und die Herzfrequenz nimmt rasch ab. Dies kann auch bei jungen Menschen zu einem kurzzeitigen Bewusstseinsverlust führen, der im Wasser fatal sein kann. Außerdem treten Muskelkrämpfe in kaltem Wasser häufiger auf und können den Schwimmer behindern.

In Flüssen sind die Strömung und der Sog von vorbeifahrenden Schiffen eine unberechenbare Gefahr. Nicht zuletzt stellt übermäßiger Alkoholkonsum vor dem Baden einen großen Risikofaktor dar. Wer zu viel getrunken hat, verliert die Koordination über den Körper und schätzt Risiken falsch ein. Daher gilt: Wer etwas trinken möchte, sollte nicht baden gehen.

Ertrinken ist unspektakulärer als im Film dargestellt

Grafik: DLRG

Ein ertrinkender Mensch schreit nicht und fuchtelt nicht wild mit den Armen im Wasser herum. Ertrinkende sind entweder direkt bewusstlos und sinken still herab oder sind am Ende ihrer Kräfte angelangt. Sie sind darauf fixiert zu atmen, um zu überleben. Die meisten Ertrinkenden können auch nicht um Hilfe rufen, da sich die Stimmritze zum Schutz der Lungen vor eindringendem Wasser krampfartig verengt.

Der Überlebenskampf an der Wasseroberfläche dauert im Normalfall nur zwei bis drei Minuten. Dann verliert das Opfer meist aufgrund von Sauerstoffmangel das Bewusstsein und geht unter. Bereits nach fünf Minuten können erste Gehirnzellen durch Sauerstoffmangel absterben. Es ist also große Eile bei der Rettung geboten. Gleichzeitig sollten sich Ersthelfer nicht selbst in Gefahr begeben. Wiederbelebungsmaßnahmen werden in vielen Fällen auch nach längerer Suche eingeleitet, denn das Wasser auf dem Grund eines Sees ist relativ kalt, was die Toleranz des Gehirns für einen Sauerstoffmangel erhöht.

Das sollte man tun, wenn jemand zu ertrinken droht

Grafik: Quarks

Das Wichtigste vorweg: Es bringt nichts, wenn man sich selbst ebenfalls in Gefahr begibt. Der Notruf 112 ist die wichtigste Maßnahme, um Hilfe zu holen. Man kann der Person einen schwimmenden Gegenstand, wie zum Beispiel einen Rettungsring, zuwerfen. Zur ertrinkenden Person sollte man nur schwimmen, wenn man sich absolut sicher ist, nicht selbst in Gefahr zu geraten. Hat man die Person an Land gebracht und stellt keine normale Atmung fest, sollte man Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten. Hier gilt wie in allen Fällen: 30 Herzdruckmassagen im Wechsel mit 2 Beatmungen.

In Deutschland starben im Jahr 2021 mindestens 299 Menschen durch Ertrinken beim Baden. Der Trend sinkt und der Wert ist der niedrigste seit mehr als zwanzig Jahren. Mehr als 90 Prozent der tödlichen Unfälle ereigneten sich in offenen Gewässern. Gleichzeitig sind Wasserrettungsorganisationen wie die DLRG und die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes in großer Sorge um die fehlenden Schwimmkenntnisse bei Kindern und Jugendlichen. Durch Schwimmbadschließungen aus Kostengründen und Unterrichtsausfälle verursacht von der Pandemie haben sie viel weniger Unterricht erhalten. Schätzungen zufolge ist im Jahr 2020 mehr 50 Prozent des Schwimmunterrichts entfallen. (Adrian Böhm) +++


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