Drohnenüberflüge über kritischer Infrastruktur nehmen zu - Hessen reagiert mit neuer Abwehrtechnik. - Fotos: Innenministerium Hessen

REGION Hightech-Offensive

Hessen rüstet auf: Innenminister Poseck kündigt Ausbau der Drohnenabwehr an

08.10.25 - Die Bedrohung durch Drohnen wächst – Hessen reagiert. Innenminister Roman Poseck (CDU) hat am Mittwoch beim Besuch der Polizeifliegerstaffel in Egelsbach den Ausbau der Fähigkeiten zur Drohnenabwehr angekündigt. Modernste Technik, neue Beschaffungen und eine enge Zusammenarbeit mit Bund und Ländern sollen die Polizei in eine Vorreiterrolle bringen.

"Wir werden zeitnah Beschaffungen initiieren, um der hessischen Polizei modernste Technik zur Detektion und Abwehr von Drohnen zur Verfügung zu stellen", sagte der Minister. So soll gewährleistet werden, dass auch Drohnen der neuesten Generationen effektiv erkannt und gestoppt werden können.

Innenminister Roman Poseck informiert sich bei der Polizeifliegerstaffel über ...

Die hessische Polizei setzt bereits rund 100 Drohnen bei Einsätzen ein. ...

Hessische Polizei mit besonderen Kompetenzen

Bei seinem Besuch informierte sich Roman Poseck über die Arbeit der Polizeifliegerstaffel, zu der auch das Kompetenzzentrum Drohnen gehört. Schon heute sei Hessen gut aufgestellt: Seit 2019 existiert das Zentrum, rund 100 Drohnen sind landesweit im Einsatz – etwa bei Großveranstaltungen wie der Fußball-Europameisterschaft, Staatsbesuchen oder Demonstrationen.

Besondere Kompetenzen habe die Polizei auch bei der Abwehr entwickelt. "Die dort eingesetzte Technik ist in der Lage, sogenannte kooperative Drohnen zu detektieren, also technisch zu erkennen und zu erfassen", erklärte Poseck. Dafür nutzt die Polizei Verfahren wie Radiofrequenz- und GPS-Jamming oder übernimmt in bestimmten Fällen sogar die Steuerung einer Drohne.

Polizeigesetz spielt Hessen in die Karten

Ein Vorteil sei auch das neue Polizeigesetz. Es erlaube bereits den Einsatz technischer Mittel gegen gefährliche Drohnen, deren Steuerungseinheiten oder Verbindungen. "Damit sind wir den meisten anderen Ländern voraus", sagte Poseck. Eine Bewaffnung von Polizeidrohnen sei derzeit in Hessen allerdings gesetzlich nicht vorgesehen. Man werde prüfen, ob dies künftig sinnvoll sein könne.

Der Innenminister machte deutlich, dass sich die Bedrohungslage verschärft habe. Immer häufiger käme es zu Drohnenüberflügen in der Nähe kritischer Infrastruktur. "Dabei mischen sich offensichtlich unbedarfte Privatleute mit Aktionen fremder Staaten", sagte er. Besonders Russland könne künftig versuchen, durch den Einsatz von Drohnen gezielt zu destabilisieren. "Hier müssen wir wehrhafter werden. Jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt, ohne gleichzeitig in Panik zu verfallen."

Neueste Technik für das Bundesland

Für Hessen bedeutet das: Neue Technik muss her. Neben Störsystemen sollen auch zusätzliche Radar- und Detektionseinheiten angeschafft werden – darunter Fahrzeuge und weitere Drohnen. Auch spezielle Systeme zur Störung von Steuerungsverbindungen sind geplant. "Dadurch wird die Polizei Hessen in der technischen Ausstattung eine Vorreiterrolle einnehmen", betonte Poseck.

Der Abschuss von Drohnen könne als letzte Maßnahme ("ultima ratio") ebenfalls in Betracht kommen. "Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass der Einsatz von Waffengewalt auch mit erheblichen Risiken für Dritte verbunden sein kann", sagte der Minister. Daher solle der Fokus nicht auf das Abschießen gelegt werden.

Neben der Technik brauche es auch taktische Verbesserungen, etwa durch einheitliche Lagebilder und eine bessere Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder. "Wir werden uns wirkungsvoll in diesen Prozess einbringen", so Poseck.

Finanzierungsplan steht

Auch die Finanzierung ist bereits im Blick: "Wir werden in Hessen die Mittel zur Verfügung stellen, die für eine wirksame Drohnenabwehr erforderlich sind", versprach der Minister. Teile der Kosten könnten aus dem Sondervermögen für innere Sicherheit gedeckt werden.

Poseck forderte zudem eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern. "Ich begrüße es sehr, dass Bundesinnenminister Alexander Dobrindt von einer starken Rolle des Bundes bei der Drohnenabwehr ausgeht", sagte er. Gleichwohl dürften sich die Länder nicht zurücklehnen. Der Schutz kritischer Infrastruktur bleibe vor allem Aufgabe der Länderpolizeien.

Auf der nächsten Innenministerkonferenz Anfang Dezember in Bremen sollen die Zuständigkeiten weiter präzisiert werden. "Es ist gut, dass der Bundesinnenminister das Thema zu einem Schwerpunkt der Tagung machen wird", betonte Poseck abschließend. (pm/cb) +++


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