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Pia Weß berichtet aus ihrem Arbeitsalltag in der Kinderklinik am Klinikum Fulda - Fotos: Carina Jirsch

FULDA Aus der Kinderklinik am Klinikum Fulda (1)

Kinderkrankenpflegerin Pia Weß (61): "Die Überlebenschance ist gestiegen!"

19.04.22 - Die gebürtige Fuldaerin Pia Weß ist seit 40 Jahren leidenschaftliche Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Nach ihrer Ausbildung in Marburg an der Uniklinik und einer kurzen Tätigkeit in der Kinderchirurgie in Würzburg begann sie ihre nun über 35-jährige Arbeit im Klinikum Fulda. Zurück nach Fulda, genauer gesagt nach Eichenzell, kam Pia Weß der Liebe wegen. "In der Kinderklinik am Klinikum Fulda bin ich auf der neonatologischen Intensivstation eingesetzt. Dort werden Früh- und Neugeborene betreut", beschreibt Pia Weß ihren Einsatzbereich.

"Zusätzlich werden auch Kinder bis zum 18. Geburtstag betreut. Eine rein pädiatrische Intensivstation für größere Kinder gibt es zurzeit keine am Fuldaer Klinikum." Fragt man die erfahrene Schwester, wie man sich all die Jahre motiviert, täglich gerne zur Arbeit zu fahren, kommt die Antwort schnell und bestimmt: "Das Team spielt eine riesige Rolle. Besonders im herausfordernden Feld der Kinderintensivmedizin. Viele Freundschaften haben sich über die Jahre entwickelt. Man fährt sogar mit Kollegen in den Urlaub. Ich würde schon sagen, dass die vielen schlimmen Dinge, die man im Laufe der Jahre erlebt, das Team zusammenschweißen."

Die heute 61-jährige, selbst Mutter einer Tochter, gehört zu den erfahrensten Pflegekräften des Fuldaer Maximalversorgers. Über all die Berufsjahre blickt sie auf einige Dinge zurück, die sich geändert haben. "Früher waren wir ungefähr 25 Leute in der Pflege. Heute sind es über 70 Personen. Die Überlebensfähigkeit der Neugeborenen hat sich deutlich verbessert. Früher war ein Kind, das in der 28. Woche auf die Welt kam, das unreifste Kind. Heute ist die unterste Grenze bei ca. 22. Wochen. Auch technisch haben sich Beatmungsgeräte und das Wissen um deren Anwendung enorm weiterentwickelt. Dazu kam noch die Einführung der entwicklungsfördernden Pflege, die viel Umstellung verlangte."

Highlight: Frühchentreff

Ein Gamechanger war dann Ende der 80er ein Medikament namens Surfactant, das die Lungenreifung der kleinsten Patienten unterstützt. "Als der hochgeschätzte Prof. Töllner nach guter Arbeit in den wohlverdienten Ruhestand ging, hat Prof. Dr. Repp 2002 natürlich viel verändert und einige Innovationen mitgebracht." Als besonders erfüllend beschreibt Pia Weß ihre Tätigkeit im Frühchentreff. "Diese Eltern-Kind Gruppe gibt Eltern die Möglichkeit sich auszutauschen und man sieht selbst als Pflegekraft, was aus den Kindern wird und wie sie ihr Leben beschreiten. Somit hält sich auch der Kontakt zu unseren kleinen Patienten, die von weiter wegkommen", so Weß.

"Natürlich nimmt man auch viele belastende Eindrücke mit nach Hause. Aber im Laufe der Jahre entwickelt man Mechanismen, um nach der Arbeit abzuschalten", so Weß auf die Frage, wie man mit dem Erlebten umgeht. "Man braucht aber schon eine bestimmte Konstitution, um diesen Job machen zu können." Weiterhin, so die Eichenzellerin, sei allen Kolleginnen und Kollegen der Austausch untereinander enorm wichtig für das Seelenheil.

Für die Zukunft der Kinderklinik und der Intensivstation wünscht sich Pia Weß, dass man die Level-1 Regelung auf der Intensivstation beibehält. Diese sichert eine hohe Qualität und eine pflegerische 1-zu 1 Betreuung der kleinen Patienten. "Man mag es heutzutage kaum sagen, aber wir sind wirklich gut besetzt", so Wess "In der Kinderheilkunde hatten und haben wir besonders großartige Ärztinnen und Ärzte. Sie nehmen sich immer Zeit, auch für die Sorgen und Nöte der Eltern. Bei der Zusammenarbeit mit der Pflege sind die Hierarchien flach. Und natürlich wünsche ich mir, dass die Fördervereine Seestern und Känguru ihre hervorragende Arbeit weiter machen. Denn diese leisten wirklich eine sehr wertvolle Arbeit." (ab) +++