Corona und Ukrainekrieg: Aktuelle Herausforderungen in der Logistikbranche

22.04.22 - Nachdem die Corona-Schwierigkeiten in der Logistikbranche langsam abklingen, bringt der Ukrainekrieg neue Herausforderungen. Michael Hamperl, Niederlassungsleiter des Logistik-Dienstleisters ZUFALL logistics group am Eisweiher in Fulda, über Strategien, den Unwägbarkeiten zu begegnen.

ZUFALL-Standort Fulda

Sonnenblumenöl und Weizen sind als ukrainische Exportgüter spätestens seit dem Krieg jedem bekannt - für die Logistikbranche relevanter: Europaletten. "Der Einkauf gestaltet sich inzwischen schwierig und vor allem teuer - die Ukraine ist ein wichtiger Produzent. Das Russland-Embargo selbst betrifft uns kaum, durch die geringen Mengen, die wir dorthin liefern. Durch den Krieg fehlen aber viele ukrainische Fahrer bei Unternehmen, was wieder zur Verknappung und Verteuerung von Transporten vorrangig gen Osten führt. Davon abgesehen berühren uns die menschlichen Schicksale auch persönlich: Wir haben bereits einige Hilfstransporte durchgeführt und werden das auch weiter tun - und haben auch schon mehrere Ukrainer seit Beginn des Kriegs bei uns beschäftigt", so Hamperl, der bereits seit 43 Jahren im Unternehmen tätig ist.

Pandemie gut im Griff

Im letzten Jahr habe das Privatkunden-Geschäft dem Dienstleister eine große Anzahl von Sendungen beschert: E-Bikes und Swimmingpools seien die neuen Renner in Pandemiezeiten. "Wir haben gleich zu Beginn der Pandemie einen Krisenstab installiert, der feste Regeln aufgestellt hat - die wurden auch konsequent eingehalten. Die letzten Wochen konnten wir einen Anstieg der Infektionen bei uns trotzdem nicht verhindert und die Reihen haben sich sehr gelichtet. Unser Dienstleistungsangebot konnte aber mit großem Engagement aller Mitarbeiter aufrechterhalten werden. Wir haben die Pandemie gut im Griff, auch weil wir so breit aufgestellt sind. Unser Vorteil: Wir sind als Logistiker kurzfristiges Reagieren gewohnt und darauf seit Jahrzehnten eingestellt."

Fachkräftemangel weiter drängend

Besser gleich selber ausbilden - das Motto gilt auch für ZUFALL in Zeiten des Fachkräftemangels: "Wir stellen jährlich zwischen zehn und 15 neue Azubis in den Berufsgruppen Kaufmann/frau für Spedition und Logistik, Fachlageristen, Kraftfahrer und IT-Kaufleute ein, außerdem bieten wir Möglichkeiten für ein Duales Logistik-Studium. Im Bereich des gewerblichen Personals am Umschlaglager und bei Kraftfahrern ist die Situation trotzdem problematisch. Das hat natürlich auch mit den nicht vermeidbaren Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten zu tun. Das gilt auch für den klassischen speditionellen Disponenten: Auch in diesem Bereich ist das Recruiting eine Herausforderung. Wir wirken mit bestmöglichen Arbeitsbedingungen und sonstigen Rahmenbedingungen entgegen, damit die 'Herzkammer Produktion' handlungsfähig und zuverlässig bleibt."

Funktionierende Wirtschaft für Erhalt der Sozialsysteme

Aufgrund der dramatischen Entwicklung bei den Spritpreisen bekommen Mitarbeiter/innen je nach Arbeitsweg Fahrtkostenzuschläge. Im großen Maßstab werde dem gestiegenen Dieselpreis schon seit Jahren mit einem am Statistischen Bundesamt angelehnten indexierten Großverbraucher-Einkaufspreis-Floatermodell begegnet. "Wir blicken generell mit großer Sorge auf die dramatische Kostenentwicklung mit direktem Einfluss auf die Inflationsrate. Als Logistiker sind wir durchaus Indikator der Wirtschaft. Die Folgen der aktuellen Entwicklungen für einige Branchen sind noch nicht absehbar. Eine funktionierende Wirtschaft ist aber auch Basis für zufriedene Menschen und für den Erhalt der guten Sozialsysteme in diesem Land. Wir haben uns zusätzlich auf die Fahnen geschrieben, Logistik achtsam und nachhaltig zu gestalten, um Ressourcen zu schonen und unserer Verantwortung für Mensch und Natur gerecht zu werden", so der 59-Jährige. (mau) +++