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Hebamme Denise Finke verrät in ihrer Kolumne, wie Eltern die Beziehung zwischen Geschwistern stärken können. - Fotos: Bensing & Reith

REGION Die neue Serie bei O|N (Teil 11)

Im Bauch von Mama wächst ein Baby

07.09.23 - Die Bindung zwischen Geschwistern ist etwas ganz Besonderes. Geschwister prägen das Denken, Fühlen und Verhalten des jeweils anderen – und das häufig ein Leben lang. Deshalb ist es Hebamme Denise Finke auch so wichtig, dass Eltern diese unersetzbare Beziehung zwischen den Kindern schon in der Schwangerschaft aufbauen. Wie das funktioniert, verrät sie im elften Teil der Hebammenserie, die regelmäßig auf OSTHESSEN|NEWS erscheint.

In ihrer Hebammenpraxis "Hand aufs Herz", direkt am Buttermarkt in Fulda, wird Denise Finke häufig von Eltern um Rat gebeten: "Viele meiner Kunden berichten mir, dass das ältere Kind eifersüchtig auf das Neugeborene ist, weil die Mutter sich um dieses intensiver kümmern würde. Diese Situation lässt sich mit einfachen Methoden vorbeugen." Isabell Wiesner aus Brachttal ist 27 Jahre alt, eine Kundin von Denise Finke und Mutter dreier Kinder. Sie hat genau diese Erfahrung gemacht und sagt: "Gerade in der Anfangszeit müssen sich Kinder an diese neue Situation mit Geschwistern gewöhnen. Wichtig ist es deshalb, sie mit Beginn der Schwangerschaft in diese magische Zeit zu integrieren."

Vorfreude entwickeln

Für Denise Finke bedeutet das, dass die Kinder zu den Vorsorgeterminen mitgenommen werden können: "Gemeinsam mit ihnen taste ich das Baby ab, damit sie es achtsam kennenlernen und eine Vorfreude auf Bruder oder Schwester entwickeln." Letzteres lässt sich auch super im Alltag realisieren. Isabell Wiesner hat ihre Kinder den Bauch bemalen lassen, "damit sie eine Bindung zu ihrem Geschwisterchen aufbauen können". Laut Finke sei es außerdem sehr effektiv, Kinder in die Gestaltung des künftigen Kinderzimmers einzubeziehen: "Schön finde ich außerdem die Idee, gemeinsam mit dem Geschwisterkind ein Geschenk für das Neugeborene vorzubereiten. Schließlich hat es ja Geburtstag. So wecken Eltern bei Kindern das Verständnis dafür, was bei einer Geburt eigentlich passiert."

Mit der Geburt eines weiteren Kindes verändert sich die gesamte Familienstruktur – nicht nur für das werdende Geschwisterchen, sondern besonders für die Eltern. "Tritt ein weiteres Kind in die Familie, rechnen viele mit zusätzlichen Herausforderungen. Tatsächlich ist es oft nicht einfach, den Bedürfnissen mehrerer Kinder gleichzeitig gerecht zu werden. Aber das muss auch niemand", betont Denise. In einem ersten Schritt sollten Eltern Ruhe bewahren und klar machen, dass sie sich um alle Kinder kümmern werden – aber eben nicht parallel. Außerdem empfiehlt Finke, sich auch mal nur für das Erstgeborene Zeit zu nehmen, "damit es sich genauso geliebt gefühlt wie das Neugeborene." Isabell Wiesner sagt: "Kinder brauchen Bezugspersonen. Deshalb habe ich versucht, bewusst Zeit mit jedem meiner Kinder zu verbringen. Während des Wochenbettes können Eltern beispielsweise gut Bücher vorlesen oder mit den Kindern puzzeln, während das Baby schläft."

Damit Eltern lernen, wie sie die Bindung zwischen Geschwistern mit Beginn einer Schwangerschaft stärken können, gibt Denise Finke in ihrer Praxis Kurse für Mehrgebärende. Hier können sich Frauen untereinander nicht nur optimal austauschen: "Sie bekommen auch vermittelt, dass jede weitere Schwangerschaft genauso schön, wichtig und emotional ist wie die allererste", sagt Finke. Viele Frauen könnten keine Vorfreude entwickeln, weil sie noch tief im Alltag mit dem Erstgeborenen stecken. Denise Finke sagt deshalb: "Jede Schwangerschaft ist toll. Und jede Schwangerschaft sollte zwingend von einer Hebamme begleitet werden. Auch, wenn eine Frau schon mal ein Kind geboren hat, wird sie Fragen haben."

Ein Jahr Pause zwischen zwei Schwangerschaften

Übrigens wird es medizinisch empfohlen zwischen Schwangerschaften mindestens ein Jahr Pause einzulegen. So könne sich der Körper optimal regenerieren "und das Risiko von Frühgeburten kann minimiert werden", sagt Finke. Spannend ist, dass Studien zufolge die Folgegeburt zweimal schneller geht als die Geburt des ersten Kindes. Denise Finke sieht hierfür den Grund in der Einstellung der Frau: "Mütter mit positiven Geburtserfahrungen gehen voller Motivation in die Geburt hinein. Frauen, die negative Geburtserfahrungen gemacht haben, versuche ich schon vor der Geburt aufzubauen. Das ist ein weiterer Beweis dafür, wie wichtig Hebammen bei jeder weiteren Schwangerschaft sind."

Entscheidend für die Bindung zwischen Geschwistern ist auch der Erstkontakt. Denise Finke berichtet: "Ich empfehle den Eltern, das Neugeborene im Bettchen liegen zu lassen, wenn die Geschwister zum ersten Mal aufeinandertreffen." Und wieso? "Weil sie dann verstehen, dass Mama und Papa für beide gleichviel da sind. Sieht das Kind, wie das Neugeborene im Arm der Mutter liegt, könnte Eifersucht aufkeimen." Fest steht eines: Die Bindung zwischen Geschwistern ist etwas Einzigartiges und nicht zu ersetzen. Auch wenn Eltern Angst vor den Herausforderungen mit mehreren Kindern haben, "werden sie merken, dass diese nur temporär sind und sich jede Sekunde, die sie ihre Kinder an ihrer Seite haben, lohnt", sagt Denise Finke abschließend.

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